Aspekte der Kollaboration | Umgebungsparameter | Überblick über die wichtigsten Umgebungsparameter |
Testspezifikation ausführen
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Der Testprozess besteht aus der Ausführung der im Vorgängerprozess erstellten Testspezifikation. Die in diesem Prozess generierten Informationen sind die Ist-Werte der Testfälle, die Ergebnisse des Vergleichs mit den Soll-Werten, die Analyse von Ursachen im Falle von Abweichungen und gegebenenfalls Problemmeldungen. Informationsquelle hierfür ist der / die Tester. Informationsempfänger ist zum einen das Projekt, das Rückmeldung über die Testergebnisse erhält. Diese Informationen fließen beispielsweise in den Projektstatusbericht ein und führen gegebenenfalls zu Korrekturen im System. Erfordert die Analyse der Ursache für eine Abweichung einen Änderungsantrag, so wird diese Information an den Prozess Änderungsanträge erstellen weitergeleitet, der für diese Information einen weiteren Informationsempfänger repräsentiert. |
Die Tests, die an der Anwenderschnittstelle stattfinden, müssen von Anwendern, die Vertreter des Auftraggebers sind, durchgeführt werden. Diese können die Tests entweder alleine ausführen oder von einem Projektmitarbeiter, der über entsprechende Kenntnisse der Testprozesse und -methoden verfügt, unterstützt werden. Einige Testfälle erfordern unter Umständen ein gemeinsames Arbeiten mehrerer Tester, die ihre Arbeit koordinieren müssen. Kollaboration findet einerseits innerhalb dieser Gruppe von Testern statt, andererseits zwischen den Testern und dem Projekt, das die Testerergebnisse zur Verfügung gestellt bekommt.
Da Tests von Dritten durchgeführt werden sollten, bedeutet dies für diejenige Person, die das System oder den Systemausschnitt erstellt hat, eine Kontrolle ihrer Arbeit. Abhängig von der in der Organisation vorherrschenden Einstellung und Offenheit, ist der Begriff der Kontrolle negativ oder positiv besetzt. Fühlt sich ein Organisationsteilnehmer in seiner Arbeit generell überwacht und wird ihm das Gefühl vermittelt, dass er beispielsweise in der Organisation seiner Arbeit nicht effizient ist und ihm daher entsprechende Vorgaben gemacht werden, dann hat dieser Organisationsteilnehmer einem Kontrollprozess gegenüber eher eine abwehrende Haltung als ein Organisationsteilnehmer, in dessen Organisation Kontrolle als Feedback verstanden wird. Im ersten Fall könnten Problemmeldungen beispielsweise als Kritik an der eigenen Arbeit, im zweiten Fall dagegen als Verbesserungsvorschlag verstanden werden. Diese Einstellung einer Problemmeldung gegenüber hat wiederum Einfluss auf die Akzeptanz der Arbeit der Tester durch diejenige Person, deren Arbeit kontrolliert wird. Ein qualitativ hochwertiger Prozess kommt dann zustande, wenn der Begriff der Kontrolle positiv besetzt ist und Feedback Teil der Organisationskultur ist.
Im folgenden wird im Detail auf die Bedeutung der einzelnen Umgebungsparameter für das Gelingen der Kollaboration im Prozess eingegangen.
Klicken Sie auf den Begriff, um zu der Beschreibung zu gelangen:
Partnerherkunft
Kollaborationspunkte
Kollaborationsstruktur
Zeitaspekt der Kooperation
Ziele
Bindungsintensität
Raum-Zeit Aspekt der Kommunikation
Informationsverarbeitungsprozess
Koordinationsinstrumente
Kompetenzen und Befugnisse
Rahmenbedingungen
Informations- und Kommunikationssystem
Organisationskultur
Organisationsstruktur
Kontext der Gruppe
Individueller Kontext
Im Prozess sollten die Kooperationspartner gleichermaßen vertreten sein, da nur so sichergestellt werden kann, dass das entwickelte System die Anforderungen der Kooperationspartner auch wirklich erfüllt, denn jeder Kollaborationspartner denkt sowohl bei der Definition der Testfälle als auch bei der Durchführung der Tests vorzugsweise an das, was ihm persönlich beziehungsweise seiner Organisation oder Organisationseinheit für die Zielerreichung wichtig erscheint.
Zum anderen kann aus der Ausprägung der Partnerherkunft auf fachliche Übereinstimmungen beziehungsweise Differenzen geschlossen werden. Bei unterschiedlicher Partnerherkunft ist beispielsweise davon auszugehen, dass die Geschäftsprozesse, die durch das zu entwickelnde System unterstützt werden sollen, bei den Partnern nicht vollständig übereinstimmen. Auch das Verständnis von Geschäftsprozessen und Sachverhalten kann voneinander abweichen und die Kooperationspartner können unterschiedliche Schwerpunkte in ihren Geschäftsprozessen haben. Oft wird das unterschiedliche Verständnis erst bei der Erstellung der Testspezifikation beziehungsweise in der 'Ausführung der Testspezifikation' und bei den von den Kollaborationspartnern gesetzten Schwerpunkten im Test deutlich.
Die Beteiligung der Anwender bei der Erstellung von Testspezifikationen für den Test der Benutzeroberfläche und den Abnahmetest am Prozess ist unverzichtbar. Die unterschiedlichen Ausgangssituationen und Kenntnisse der Prozessteilnehmer sind in diesem Prozess von Vorteil und hinsichtlich der Qualität des Testprozesses gewünscht, da so im Testprozess nicht nur überprüft werden kann, ob die Anforderungen korrekt umgesetzt wurden, sondern auch kontrolliert werden kann, ob diese auch tatsächlich die Bedürfnisse der Anwender repräsentieren. Probleme aufgrund der Ausprägung des Umgebungsparameters Kollaborationspunkte sind für die Kollaboration im Prozess daher nicht zu erwarten.
Die ‚Ausführung der Testspezifikation' erfolgt anhand der vorgegebenen und abzuarbeitenden Testspezifikation, so dass die ‚Intensität der Kollaborationsstruktur' in der Gruppe der Kollaborationspartner nur wenig Einfluss auf das Prozessergebnis haben kann. Die Kollaborationsstruktur im Prozess ist abhängig von der Anzahl der Mitarbeiter im Testprozess.
Für den Prozess ist der Zeitaspekt nur von geringerer Bedeutung, da der Prozess gemäß der im Vorgängerprozess erstellten Vorgaben ausgeführt wird. Hinsichtlich der Rückmeldung der Testergebnisse in das Projekt kann sich die Dauer der Kooperation allerdings positiv auswirken, wenn die Projektmitglieder lernen, mit der Form der Kritik des Testers umzugehen und umgekehrt der Tester die Arbeit der Projektmitglieder besser einschätzen kann und bei der Form und Formulierung seiner Rückmeldung die persönlichen Eigenheiten der Kollaborationspartner berücksichtigt.
Das Ziel dieses Prozesses ist die Überprüfung, ob das implementierte System die formulierten Anforderungen erfüllt, unabhängig von den Zielen, die zu den Anforderungen geführt haben.
Die Testspezifikation, die im Vorgängerprozess erarbeitet wurde, steckt den Rahmen der im Prozess durchzuführenden Aufgabe präzise ab, so dass durch eine Veränderung der Bindungsintensität keine wesentliche Änderung im Prozessablauf zu erwarten ist.
Für den Prozess gilt generell, dass der Raum-Zeit-Aspekt der Kommunikation von der Qualität der zur Verfügung stehenden Informations- und Kommunikationssysteme, zu denen beispielsweise auch ein Entscheidungsunterstützungssystem gehört, und von der Bereitschaft der Prozessteilnehmer, diese Systeme zu nutzen, abhängt. Alle Prozessteilnehmer müssen erreichbar sein und alle Informationen müssen bei Bedarf abgerufen werden können. Je höher die Qualität und die Bereitschaft, desto geringer ist die Relevanz des Parameters auf den Verlauf der Kollaboration im Prozess.
Die notwendigen Kompetenzen und Befugnisse sind abhängig von der Anzahl der Prozessteilnehmer. Muss eine Gruppe von Testern durch den Testmanager koordiniert werden, sind die notwendigen Berechtigungen des Testmanagers abhängig von der Organisationsstruktur der Gruppe.
Rahmenbedingungen: Auf die Zusammenarbeit zwischen dem Testmanager und den Anwendern, die das Projekt von fachlicher Seite aus begleiten, können beispielsweise Teambildungs-Maßnahmen einen sichtbaren Einfluss ausüben. Die Prozessteilnehmer müssen als Voraussetzung in den anzuwendenden Testmethoden geschult worden sein. Verstehen sich die Entwickler und die Tester als eine Gruppe, dann wird von den Entwicklern die Kontrolle, die der Test darstellt, unter Umständen besser akzeptiert. Entsprechende Teambildungs-Maßnahmen im Projekt können hier unterstützend wirken.
Für die ‚Ausführung der Testspezifikation' ist lediglich die Testspezifikation und das zu testende System erforderlich. Um die Testergebnisse entsprechend dokumentieren zu können und zur Verfolgung der im Release umgesetzten Anforderungen und behobenen Fehler, ist ein gutes Informations- und Kommunikationssystem wichtig. Über das System erhalten die Tester Rückmeldung, wie und wann ihre Problemberichte von den Entwicklern bearbeitet werden.
Da unterschiedliche Ausgangssituationen und Kenntnisse der Prozessteilnehmer in diesem Prozess von Vorteil und hinsichtlich der Qualität des Testprozesses gewünscht sind, ist die Relevanz des Umgebungsparameters Organisationsstruktur von geringerer Bedeutung.
Bei der Überprüfung der Relevanz des Kontextes der Gruppe für die Kollaborationsprozesse muss in einem ersten Schritt geprüft werden, ob die Kollaborationspartner die Merkmale einer Gruppe erfüllen. Gruppenprozesse setzen beispielsweise voraus, dass die Gruppenmitglieder für die Bearbeitung der Aufgabe und das Ergebnis gemeinsam verantwortlich zeichnen. Dies wird in dem Gruppenmerkmal ‚Ganzheitlichkeit' ausgedrückt.
Bei der ‚Ausführung der Testspezifikation' ist, falls diese nicht von einer Einzelperson durchgeführt wird, weniger die Arbeit in der Gruppe von Interesse als vielmehr die Beziehung zwischen der Gruppe der testenden Mitarbeiter beziehungsweise dem testenden Mitarbeiter und den Softwareentwicklern. Diese hat sowohl Einfluss auf die Kommunikation zwischen den Gruppen, wenn während des Prozesses Erläuterungen zu den Testergebnissen notwendig werden, als auch auf die Akzeptanz des Kontrollprozesses durch die Entwickler. Die Fragen, die zu überprüfen sind, lauten, ob die testenden Mitarbeiter Teil des Projektteams sind und wie sich der Kontext dieser Gruppe darstellt.