Aspekte der Kollaboration | Umgebungsparameter | Überblick über die wichtigsten Umgebungsparameter |
Testspezifikation erstellen
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Informationen fließen in diesen Prozess sowohl von Seiten der Anwender als auch von Seiten der Analysten. Gemeinsam werden auf Basis vorliegender Dokumente Testfälle herausgearbeitet. Bei der Definition der soap-opera-Testfälle ist es unter Umständen von Vorteil, Anwender hinzuzuziehen, die nicht an der Erstellung des Anforderungskatalogs mitgearbeitet haben und die aufgrund ihres Aufgabengebiets nicht mit dem zu implementierenden System arbeiten werden. Informationsempfänger ist der Folgeprozess, der die Information in Form der Testspezifikationen zur Verfügung gestellt bekommt. |
Die Aufgabe unterteilt sich in einen analytischen und einen kreativen Teil. Der analytische Teil der Aufgabe, der aus der Ableitung von Testfällen aus den Anforderungen besteht, kann durchaus in Einzelarbeit erfolgen. Der kreative Teil hat zum Ziel, Testfälle zu erkennen, denen Prozessabläufe zugrunde liegen, die nicht Grundlage der Anforderungsdefinition waren. Dies kann beispielsweise in Form eines Brainstormings oder durch Beobachtung erfolgen. Ein Anwender, der vorzugsweise noch nicht am Projekt oder an der Definition der Anforderungen beteiligt war, wird dabei beobachtet, wie er das System bedient und diese Bedienfolgen als Testfälle notiert. Anwender und Analysten müssen in diesem Prozess gemeinsam überlegen, wie die vom Projektteam geleistete Arbeit kontrolliert werden kann. Da es sich bei dem Prozess des Testens, zu dem auch die ‚Erstellung der Testspezifikation' zu zählen ist, um einen Kontrollprozess handelt, hängt die Bereitschaft zur Mitarbeit bei der Definition der Testfälle oft auch davon ab, ob der Begriff der Kontrolle in der Organisation positiv oder negativ besetzt ist, ob Kontrolle mit Feedback gleichgesetzt wird und ob die Mitarbeiter mit sowohl positivem als auch negativem Feedback umgehen können (vgl. Organisationskultur).
Im folgenden wird im Detail auf die Bedeutung der einzelnen Umgebungsparameter für das Gelingen der Kollaboration im Prozess eingegangen.
Klicken Sie auf den Begriff, um zu der Beschreibung zu gelangen:
Partnerherkunft
Kollaborationspunkte
Kollaborationsstruktur
Zeitaspekt der Kooperation
Ziele
Bindungsintensität
Raum-Zeit Aspekt der Kommunikation
Informationsverarbeitungsprozess
Koordinationsinstrumente
Kompetenzen und Befugnisse
Rahmenbedingungen
Informations- und Kommunikationssystem
Organisationskultur
Organisationsstruktur
Kontext der Gruppe
Individueller Kontext
Im Prozess sollten die Kooperationspartner gleichermaßen vertreten sein, da nur so sichergestellt werden kann, dass das entwickelte System die Anforderungen der Kooperationspartner auch wirklich erfüllt, denn jeder Kollaborationspartner denkt sowohl bei der Definition der Testfälle als auch bei der Durchführung der Tests vorzugsweise an das, was ihm persönlich beziehungsweise seiner Organisation oder Organisationseinheit für die Zielerreichung wichtig erscheint.
Zum anderen kann aus der Ausprägung der Partnerherkunft auf fachliche Übereinstimmungen beziehungsweise Differenzen geschlossen werden. Bei unterschiedlicher Partnerherkunft ist beispielsweise davon auszugehen, dass die Geschäftsprozesse, die durch das zu entwickelnde System unterstützt werden sollen, bei den Partnern nicht vollständig übereinstimmen. Auch das Verständnis von Geschäftsprozessen und Sachverhalten kann voneinander abweichen und die Kooperationspartner können unterschiedliche Schwerpunkte in ihren Geschäftsprozessen haben. Oft wird das unterschiedliche Verständnis erst bei der ‚Erstellung der Testspezifikation' beziehungsweise in der Ausführung der Testspezifikation und bei den von den Kollaborationspartnern gesetzten Schwerpunkten im Test deutlich.
Die Beteiligung der Anwender bei der Erstellung von Testspezifikationen für den Test der Benutzeroberfläche und den Abnahmetest am Prozess ist unverzichtbar. Die unterschiedlichen Ausgangssituationen und Kenntnisse der Prozessteilnehmer sind in diesem Prozess von Vorteil und hinsichtlich der Qualität des Testprozesses gewünscht, da so im Testprozess nicht nur überprüft werden kann, ob die Anforderungen korrekt umgesetzt wurden, sondern auch kontrolliert werden kann, ob diese auch tatsächlich die Bedürfnisse der Anwender repräsentieren. Probleme aufgrund der Ausprägung des Umgebungsparameters Kollaborationspunkte sind für die Kollaboration im Prozess daher nicht zu erwarten.
Der Prozess unterteilt sich in einen analytischen Teil, in dem aus vorhandenen Anforderungen Testfälle abgeleitet werden, und in einen kreativen Teil, in dem unter anderem die ‚soap opera Testfälle' formuliert werden. Die Aufgaben des analytischen Teils können in Einzelarbeit durchgeführt werden, der kreative Teil erfolgt unter Anleitung der Anwender durch den Analysten in der Kollaborationsstruktur eines einfachen Netzwerks. Kenntnisse über die ‚Intensität in der Kollaborationsstruktur' haben dabei keinen offensichtlichen Einfluss auf den Prozessverlauf.
Bei der ‚Erstellung der Testspezifikation' steht bei der Ableitung von Testfällen aus Anforderungen die fachliche Routine im Vordergrund und der Prozess wird pro Testfall einmalig durchlaufen, so dass der Zeitaspekt auf diesen Prozess unter diesem Aspekt von geringerer Relevanz ist.
Da den Kooperationspartnern unterschiedliche Anforderungen unterschiedlich wichtig sind, kann dies eventuell die ‚Erstellung der Testspezifikation' beeinflussen. Generell ist das Ziel dieses Prozesses und der Ausführung der Testspezifikation jedoch die Überprüfung, ob das implementierte System die formulierten Anforderungen erfüllt, unabhängig von den Zielen, die zu den Anforderungen geführt haben.
Die Ableitung von Testfällen aus den Anforderungen ist eine analytische Tätigkeit, die auch von einer Einzelperson durchgeführt werden kann, so dass der Umgebungsparameter der Bindungsintensität für diesen Teil des Prozesses eine geringere Bedeutung hat. Im kreativen Teil des Prozesses, bei der Definition der ‚soap opera Testfälle' beispielsweise können die für die Definition der Testfälle notwendigen Informationen bei den Anwendern unter anderem durch Beobachtung der Arbeitsweise erhoben werden. Diese Beobachtung erfordert zum einen eine gemeinsame Durchführung der Tätigkeiten und zum anderen eine sehr hohe Informationstiefe.
Für den Teil des Prozesses, in dem die Testfälle in enger Zusammenarbeit mit dem Anwender definiert werden müssen, empfiehlt sich die räumliche und zeitliche Nähe zum Anwender. Dies ist vor allem deshalb vorteilhaft, um durch diese Nähe Schwierigkeiten, die aus der unterschiedlichen Herkunft der Partner und ihrer individuellen Kontexte resultieren, ausgleichen zu können. Räumliche und zeitliche Entfernungen können dann überbrückt werden, wenn geeignete Werkzeuge zur Unterstützung zur Verfügung stehen
Der Umgebungsparameter Kompetenzen und Befugnisse dient dem Abgleich der aus der Aufgabe resultierenden notwendigen Entscheidungskompetenzen und Weisungsbefugnissen mit den tatsächlich eingeräumten Rechten. Der Prozess ist in hohem Maße von der Kooperationsbereitschaft insbesondere derjenigen Anwender abhängig, die nicht Projektmitglieder sind. Daher kann dieser Prozess nicht durch die Vergabe von Weisungsbefugnissen gefördert werden. Auch Entscheidungen, die entweder im Projekt selbst durchgesetzt oder in der Organisationseinheit außerhalb des Projektes vertreten werden müssten, sind im Rahmen dieses Prozesses nicht anzutreffen.
Im Prozess sind drei unterschiedliche Situationen zu betrachten.
Die ‚Erstellung der Testspezifikation' erfolgt zum einen auf bestehenden Anforderungen, die in Form des Anforderungskatalogs und der Änderungsliste zur Verfügung stehen. Zusätzliche Informationen hierzu sind nur in geringem Maße erforderlich, da diese unter Umständen von der ursprünglich formulierten Anforderung ablenken könnten. Zum anderen erfolgt die Definition von Testfällen in direkter Zusammenarbeit mit den Anwendern, und hat zum Ziel, zu ermitteln, wie diese das System intuitiv anwenden würden. Die Qualität und der Einsatz eines Informations- und Kommunikationssystems hat keinen hohen Einfluss auf die Kollaboration im Prozess.
Da unterschiedliche Ausgangssituationen und Kenntnisse der Prozessteilnehmer in diesem Prozess von Vorteil und hinsichtlich der Qualität des Testprozesses gewünscht sind, ist die Relevanz des Umgebungsparameters Organisationsstruktur von geringerer Bedeutung.
Bei der Überprüfung der Relevanz des Kontextes der Gruppe für die Kollaborationsprozesse muss in einem ersten Schritt geprüft werden, ob die Kollaborationspartner die Merkmale einer Gruppe erfüllen. Gruppenprozesse setzen beispielsweise voraus, dass die Gruppenmitglieder für die Bearbeitung der Aufgabe und das Ergebnis gemeinsam verantwortlich zeichnen. Dies wird in dem Gruppenmerkmal ‚Ganzheitlichkeit' ausgedrückt. Insbesondere die Beteiligung der Anwender am Prozess ist darauf hin zu überprüfen.