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Die Organisationskultur
Grad der Übereinstimmung der Organisationskultur
keine Übereinstimmung wenig Übereinstimmung weitgehende Übereinstimmung vollständige Übereinstimmung
Die Organisationskultur repräsentiert die Normen und Werte einer Organisation. Zur Organisationskultur zählt beispielsweise die Informationspolitik der Organisation, das heißt wie offen die Organisationsmitglieder in der Organisation über die Organisationsstrategie, die Ziele oder Entscheidungen informiert werden. In einigen Organisationen wird offen über alle interessanten Aspekte informiert, in anderen Organisationen wird eher das Prinzip des ‚information hiding' praktiziert. Macht wird hier mit dem Besitz von Information verbunden. Auch die Kommunikationskultur, das heißt der Umgangston in der Organisation, die Tatsache, ob auf die Einhaltung der Form der Kommunikation geachtet wird und die Frage, wie sich das Unternehmen in der Öffentlichkeit präsentieren möchte, sind Bestandteil der Organisationskultur.
Kooperationen sind dadurch gekennzeichnet, dass das Handeln der Kooperationspartner aufeinander bezogen ist, das heißt die Kooperationspartner sind zumindest zeitweilig auf die Kooperationsbereitschaft des anderen angewiesen, um ein bestimmtes Ziel gemeinsam erreichen zu können [Bier98]. Die Bereitschaft zur Zusammenarbeit ist somit eine Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Kollaboration [Spie96; S.124, OlOl00]. [Axel84] weist darauf hin, dass eine unbedingte Kooperation ohne die Berücksichtigung der kooperativen Einstellung der anderen Seite eine ungünstige Interaktionsstrategie darstellt und auch [Bier98; S.31] stellt fest, dass eine Kooperation nur dann erfolgreich sein kann, wenn diese von der Kooperationsbereitschaft der anderen Partei abhängig gemacht wird. Die Kooperationsbereitschaft ist eine mentale Einstellung und zählt somit zu den relativ beständigen Bewertungen einer Person, die verhaltenswirksam und relativ resistent gegen Änderungen sind.
Die Kooperationsbereitschaft als Einstellung eines Kollaborationspartners ist Bestandteil seines individuellen Kontextes. Die Umgebungsparameter, mit deren Hilfe der Kontext beschrieben wird, beschreiben jedoch den Kontext eines einzelnen Kollaborationspartners, weshalb die Ausprägungen dieser Parameter auch für jeden Kollaborationspartner ermittelt werden müssen. Die Kooperationsbereitschaft als Bestandteil der Organisationskultur dagegen stellt eine allgemeine Einschätzung über die bei den Kollaborationspartnern generell vorhandene Kooperationsbereitschaft dar, ohne dabei auf individuelle Unterschiede einzugehen. Um die Kooperationsbereitschaft einer Gruppe oder in einer Organisation zu fördern, gibt es verschiedene Möglichkeiten.[Bier98] identifizierte hierfür beispielsweise die Entwicklung einer kooperativen Firmenkultur, die ein Klima des Vertrauens schafft, als einen wichtigen Faktor.
Die Inhalte einer Organisationskultur sind nicht schriftlich fixiert. Organisationskultur kann nicht explizit vermittelt werden sondern wird implizit durch Vorbildfunktionen weitergegeben. Daher ist eine Abbildung der Organisationskultur in einem Umgebungsparameter inhaltlich nicht möglich. Um die Auswirkungen einer Organisationskultur als organisatorischen Kontext eines Kollaborationspartners auf eine Kollaborationssituation beurteilen zu können, ist dies auch nicht notwendig. Vielmehr stellt sich die Frage, ob die Welten, aus denen die Kollaborationspartner stammen, kompatibel sind. Dieser ‚organisationskulturelle Fit' steht muss bei der Partnerwahl für eine Kooperation im Vordergrund stehen [KAHW05]. Empirisch wurde nachgewiesen, dass diesem Fit für den langfristigen Erfolg einer Kooperation eine sehr hohe Bedeutung zukommt. Er ermöglicht beispielsweise eine schnelle Anpassung der Wertesysteme, reduziert den Koordinationsbedarf oder verhindert negative Einflüsse der Organisationskulturen auf die Motivation der Kollaborationspartner.
Der Umgebungsparameter ‚Organisationskultur' stellt eine Abschätzung dar, die darauf abzielt, zu beurteilen, ob und in welchem Umfang aufgrund der unterschiedlichen kulturellen Bedingungen Konfliktpotenzial existiert. Der Umgebungsparameter gibt einen geschätzten Grad der Übereinstimmung der Organisationskulturen an. Die Beurteilung erfolgt anhand der vier Ausprägungen ‚keine Übereinstimmung', ‚wenig Übereinstimmung', ‚weitgehende Übereinstimmung' und ‚vollständige Übereinstimmung'. Eine vollständige Übereinstimmung liegt vor, wenn die Kollaborationspartner in derselben Organisation arbeiten. Von keiner beziehungsweise wenig Übereinstimmung kann ausgegangen werden, wenn die Organisationen, in denen die Kollaborationspartner tätig sind, aus unterschiedlichen Kulturkreisen kommen, und über keine Erfahrung mit der Kultur des jeweils anderen Kooperationspartners verfügen.
Das Verhalten der Kollaborationspartner wird generell in hohem Maße durch die Organisationskultur beeinflusst, wobei in unterschiedlichen Prozessen unterschiedliche Aspekte der Organisationskultur relevant sind. Die Analyse des Umgebungsparameters 'Organisationskultur' hat daher für alle Prozesse eine gleichermaßen hohe Relevanz.