Abhängigkeiten und operative Auswirkungen | Prozesse |
Die Kollaborationsstruktur
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Die Anzahl und die Gruppierung der Kollaborationspartner beeinflusst unter anderem die Wahrscheinlichkeiten für Wettbewerb und Konflikt in einer Gruppe und die zu implementierende Kommunikations- und Infrastruktur. Je mehr Kollaborationspartner beteiligt sind, desto mehr formale und informelle Informationspfade und unterschiedliche Präferenzen für Kommunikationspfade existieren. Hieraus ergibt sich ein steigender Koordinationsbedarf und -aufwand mit zunehmender Anzahl von Kollaborationspartnern. |
[ThLo04, ZeSM05] haben Unternehmenskooperationen hinsichtlich ihrer Kooperationsstrukturen untersucht. Sie stellten dabei fest, dass die Bindung zwischen den Kooperationspartnern, in Abhängigkeit von der Anzahl der Partner, in Cilaterale Bindungen', Urilaterale Bindungen', Finfache Netzwerke' und Lomplexe Netzwerke' unterschieden werden kann. In einem Finfachen Netzwerk' hat lediglich der zentrale Kooperationspartner eine multilaterale Bindung zu den Kooperationspartnern, alle anderen haben eine bilaterale Bindung zu dem zentralen Kooperationspartner. Die Kommunikation zwischen den Kooperationspartnern erfolgt sternförmig. In einer Lomplexen Netzstruktur' können alle Kooperationspartner miteinander in Kontakt stehen. Die Ausprägung Urilaterale Bindung' ist der einfachste Fall eines komplexen Netzwerks.
Bei der Analyse von Kollaborationssituationen werden die Ergebnisse aus [ThLo04, ZeSM05] auf Kollaborationspartner übertragen. Eine erste Analyse der Kollaborationsstrukturen zeigt, wer im Prozess mit wem in direktem Kontakt steht, eine tiefer gehende Analyse zeigt auf, wie intensiv der Kontakt zwischen den Kollaborationspartnern ist. Kollaborationsstrukturen im Softwareentwicklungsprozess werden prinzipiell durch die Aufgabe und die Verteilung der Verantwortung in einem Prozess, der eine konkrete Kollaborationssituation repräsentiert, vorgegeben. Neben dieser Kollaborationsstruktur des Prozesses existiert noch eine weitere Struktur, die sowohl die formalen als auch die informellen Verbindungen zwischen den Kollaborationspartnern außerhalb des Prozesses aufzeigt. Bei der Analyse dieser Kollaborationsstruktur sind die Gruppenzugehörigkeit und die Partnerherkunft der Kollaborationspartner zu berücksichtigen.
Als Ausprägung der Dimension �Form' werden die von [ThLo04, ZeSM05] ermittelten Werte übernommen, wobei auf den Spezialfall der Urilateralen Bindung' verzichtet wird, da dieser aus Sicht der Kollaboration zwischen Individuen keine besonderen Merkmale birgt. Sowohl die Intensität der Verbindung zwischen den Kollaborationspartnern als auch die Kollaborationsstrukturen außerhalb des Prozesses, bei denen nicht nur der Kontakt zu den Kollaborationspartnern des Prozesses von Interesse ist, können schlecht in diskreten Werten angegeben werden. Um jedoch festzuhalten, dass diese Informationen für die Beschreibung der Kollaborationssituation von Bedeutung sind, wird eine zweite Dimension �Intensität' mit den Ausprägungen Xenig intensiv', Jntensiv' und Tehr intensiv' eingeführt. Diese Ausprägungen müssen bei Bedarf durch entsprechende Kommentare und Angaben der betroffenen Kollaborationspartner erweitert werden. In der Tabelle auf dieser Seite wird der Umgebungsparameter 1artnerherkunft' mit seinen Dimensionen und Ausprägungen beschrieben.
Insbesondere in einem komplexen Netzwerk mit mehreren Kollaborationspartnern kann ein Ungleichgewicht im Informationsaustausch zwischen den Kollaborationspartnern auftreten. Je nach Intensität der bilateralen Beziehungen werden Informationen unterschiedlicher Tiefe ausgetauscht. Das Ungleichgewicht im Austausch von Informationen kann dabei sowohl im Hinblick auf formale als auch auf informelle Kommunikation vorliegen. Die folgende Abbildung verdeutlicht dieses Ungleichgewicht durch die Stärke der Verbindungslinien zwischen den Kollaborationspartnern Ki, wobei Ki in der Abbildung auch für eine Gruppe von Kollaborationspartnern, die eine eigene Kollaborationsstruktur aufweist, stehen kann.
Bindungsintensitäten in Kollaborationsstrukturen
Die Intensität der Kollaboration zwischen K1 und K4 ist in beiden Strukturen wenig intensiv. K2 im komplexen Netzwerk unterhält sehr intensive Kollaborationsbeziehungen zu seinen Kollaborationspartnern, während K4 seine Kollaboration überwiegend auf die Beziehung zu K2 beschränkt. Durch dieses Ungleichgewicht entstehen Informationsasymmetrien (vgl. auch Bindungsintensität). Information wird in der Regel interpretiert, bewertet und gewichtet, bevor sie weitergeleitet wird. Information kann daher auf dem Weg durch eine Kollaborationsstruktur verändert werden [Wein04; S.402]. Grundsätzlich kann festgestellt werden, dass der Zugang zu den Informationen der anderen Kollaborationspartner in einem komplexen Netzwerk einfacher ist, als in einem einfachen Netzwerk.
Durch die Kollaborationsstrukturen im Prozess kann die Form der Kommunikation nur begrenzt vorgegeben werden, da durch sie nur die formalen Kommunikationswege beschrieben werden. Die konkrete Ausgestaltung des tatsächlichen Informationsaustauschs ist abhängig von den persönlichen Kommunikationspräferenzen der Kollaborationspartner, von der Akzeptanz der Kommunikationsregeln und -normen und vom Ausmaß der informellen Kommunikation. Kollaborationsstrukturen und ihre Auswirkungen auf beispielsweise die Ausbildung von Informationsasymmetrien können wie eingangs bereits beschrieben von der Organisationsstruktur der Kooperation aber auch von der Schaffung von Rahmenbedingungen wie beispielsweise der Formulierung eines Kommunikationsplans abhängen (vgl. auch Kompetenzen und Befugnisse). Da das Verhalten zwischen Gruppen und somit auch die Kollaboration zwischen den Mitgliedern unterschiedlicher Gruppen, wie zuvor beschrieben, stark von der Vereinbarkeit der Ziele abhängt, beeinflussen diese ebenfalls die entstehenden Kollaborationsstrukturen.
Der Umgebungsparameter 'Kollaborationsstruktur' hat eine besonders hohe Relevanz für für den Erfolg der Kollaboration in den Prozessen:
Anforderungen bewerten und verabschieden
Änderungsanträge verabschieden
Besprechung durchführen.