Frau als Minneherrin

Im Zentrum der 'literarischen' Rollen der Frau, von denen man nicht weiß, inwieweit sie tatsächlich gelebt wurden, steht die Frau als Minneherrin. Über die Emotionen, die den Mann an die Frau binden, soll dieser in seinem Wert erhöht werden. Die Frau dient als Erzieherin, sie wirkt primär durch ihr eigenes gutes Verhalten und dann sekundär durch bewußte Einflußnahme auf den Mann.
Wigalois: Frau als Erzieherin
Das Verhältnis des Mannes zu seiner Angebeteten, in der Epik oft seine spätere Frau, entspricht in seinem Rituell dem der Unterwerfung eines Dienstmannes unter seinen Herrn. Es hat seine Wurzeln im Lehnswesen. Auch die Gestik der Selbsterniedrigung, wie zum Beispiel das Küssen der Füße oder der Kniefall werden als Bestandteile der Darstellung des Geschlechterverhältnisses verwendet.
Gerade in der Lyrik wird die Unterwerfung des Mannes unter die Frau vielfach stilisiert zum Thema: Jedes Minenspiel der Herrin wird ausgedeutet, die Dienstpflicht ist absolut, die Gefahr, abgewiesen zu werden, groß.