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Der individuelle Kontext
Individueller Kontext fachliche Qualifikation
vollständig vorhanden weitestgehend vorhanden mangelhaft Verhalten in kooperativen Situationen
kompetent durchschnittlich nicht geeignet
Jedes Individuum verfügt über besondere Fähigkeiten und Stärken. Um diese optimal für eine Organisation einsetzen zu können, und weil die kognitiven und physischen Fähigkeiten einer einzelnen Person begrenzt sind, so dass komplexe und anspruchsvolle Tätigkeiten nicht von einer Person alleine durchgeführt werden können, wurde Arbeitsteilung in Organisationen eingeführt [Jost00, S.13]. Hieran anschließend stellt sich die Frage, wie erkannt werden kann, welche Fähigkeiten und Stärken für die Durchführung welcher Aufgabe notwendig sind, und wie beurteilt werden kann, wer über welche Fähigkeiten und Stärken verfügt.
Zahlreiche Abhandlungen in der Literatur beschäftigen sich mit Überlegungen, welche Anforderungen an einen Softwareentwickler in einem virtuellen Team gestellt werden müssen, damit dieser die ihm gestellten Aufgaben kompetent durchführen kann. [EdWi04] beispielsweise definiert fünf Fähigkeiten, für die Gruppenmitglieder kompetent sind müssen. Im Einzelnen handelt es sich um technische Fähigkeiten, um soziale Fähigkeiten, die die interpersonelle Kommunikation und Networking beinhalten, um kognitive Fähigkeiten, wie beispielsweise die Fähigkeit, Probleme zu analysieren und Entscheidungen zu treffen, um Fähigkeiten, die eigene Person betreffend, wie die Fähigkeit zum Selbstmanagement und zur Motivation, sowie um Projektmanagementfähigkeiten. Andere formulieren allgemeine Qualifikationen wie Abstraktionsfähigkeit, sprachliche und schriftliche Kommunikationsfähigkeit, Teamfähigkeit, Wille zum lebenslangen Lernen, Kreativität und hohe Belastbarkeit, die von Softwareentwicklern gefordert werden. [Kotu02; S.161ff.] bezeichnet Soft Skills als Erfolgsfaktoren verteilter Softwareentwicklung und zählt hierzu internationale Erfahrung, technische Kompetenz, Kommunikationsfähigkeiten, soziale Kompetenz und kulturelle Offenheit. Andere Untersuchungen beschäftigen sich mit grundlegenden Fragen darüber, ob und in wie weit die Persönlichkeit eines Softwareentwicklers Einfluss auf seine Arbeit hat [CuGr07] oder welchen Einfluss kognitive Fähigkeiten und Persönlichkeit auf die Tätigkeit des objektorientierten Programmierens haben [CdHa06].
Das Verhalten eines Individuums ist eine Funktion der situativen Bedingungen und der Persönlichkeitseigenschaften. Zu den Persönlichkeitseigenschaften zählen die sozialen Einstellungen, die Motive und die kognitiven Aspekte. Alle Aspekte wurden in der Forschung einzeln und in Kombination empirisch untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass man die einzelnen Aspekte hinsichtlich ihres Einflusses auf das Verhalten schlecht beschreiben und kategorisieren kann. Aus diesen Erläuterungen sowie aus den oben angedeuteten Vielzahl von Betrachtungsperspektiven auf die Problemstellung der individuellen Fähigkeiten, ist erkennbar, dass es nicht sinnvoll ist, zu versuchen, Individuen zu beschreiben und hieraus Schlussfolgerungen für oder gegen das Gelingen einer Kollaboration ziehen zu wollen. Um eine Kollaborationssituation einschätzen zu können, bleibt dem Beurteilenden folglich nur die Möglichkeit, das Individuum aufgrund bisheriger Erfahrungen mit ihm, seiner Selbstdarstellung und seiner sachlichen Qualifikationen einzuschätzen.
Welche Dimensionen für den Umgebungsparameter ‚Individueller Kontext' gewählt werden, kann dem Beurteilenden überlassen werden. [HeKV06, HeKo07; S.54] beispielsweise stellen das Kompetenzmodell des ‚Virtual Team Competence Inventory' vor, das Kompetenzen definiert, die die Leistungsfähigkeit eines virtuellen Teams beeinflussen. Im Einzelnen sind dies die berufliche Ausbildung und Erfahrung, kognitive Fähigkeiten, aufgabenbezogene Kompetenzen, gruppenarbeitsbezogene Kompetenzen und telekooperationsbezogene Kompetenzen. Zu den aufgabenbezogenen Kompetenzen zählen sie Gewissenhaftigkeit, Integrität und Loyalität, zu den gruppenarbeitsbezogenen Kompetenzen Kooperativität und Kommunikationsfähigkeit und zu den telekooperationsbezogenen Kompetenzen Ausdauer, Lernbereitschaft, Kreativität, Selbständigkeit, Vertrauensbereitschaft und interkulturelle Fähigkeiten.
Für den Umgebungsparameter ‚Individueller Kontext' in diesem Beschreibungsrahmen wird eine minimale Lösung mit den zwei Dimensionen ‚fachliche Qualifikation' sowie ‚Bereitschaft und Fähigkeit zur Kollaboration' in einer gegebenen Situation vorgeschlagen, wobei die erste Dimension eine Aussage hinsichtlich der Ausbildung, der Erfahrungen, der Fertigkeiten und der kognitiven Fähigkeiten des Kollaborationspartners trifft und die zweite Dimension zur Beurteilung des erwarteten Verhaltens in einer kooperativen Situation dient.
Top Relevanz für die Prozesse der Anwenderschnittstelle
Der individuelle Kontext determiniert einerseits das Verhalten der Kollaborationspartner und andererseits kann er die Ausprägungen anderer Umgebungsparameter relativieren. Die Analyse des Umgebungsparameters 'Organisationskultur' hat daher für alle Prozesse eine gleichermaßen hohe Relevanz.
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