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Frau am Steuer

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„Frau am Steuer, das wird teuer“ – ist eines der festgefahrensten Klischees
der 50er bis 70er Jahre, dass sich auch im Comic eisern lange gehalten hat.

Aus: "Hobby, das Magazin der Technik", S.38, Stuttgart, März 1956

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Nebenfigur Seccottine (eine erfahrene und ausgebildete Reporterin) fährt mit ihrem Motorroller
über sämtliche roten Ampeln hinweg; nicht etwa, weil sie diese übersehen hätte, sondern weil sie
nicht weiß, was das rote Licht bedeutet. Das Schlimmste wird nur vermieden, weil alle Männer
rundherum aufpassen und eher ihre Wagen, als sie ruinieren.

A. Franquin: Spirou et Fantasio, "Le nid du Marsupilami", S.4/5, Charleroi, 1960 (1956)

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Dina will eine langsame Kamerafahrt bewerkstelligen. „Ich kann stricken, also kann
ich auch Auto fahren“, verkündet sie ihre weibliche Logik der 60er Jahre.

F. Craenhals / G. Chaulet: Les 4as, "La coupe d' or", S.33, Tournai, 1967

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Ohne auf den laufenden Verkehr der Landstraße zu achten, verlässt die junge Lady schwungvoll
ihre Hofeinfahrt und drängt so den Helden von der Straße ab. Bei „Frau am Steuer“ ist auch der
erfahrenste Comic-Held machtlos.

Jijé / Mouminoux, Valhardi, "Le grand Rush", in: "Spirou" Charleroi, Nr. 1344, 16.1.1964

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Als sei es das Normalste der Welt, fährt die Heldin ohne zu gucken in die Autobahn ein, die
damals noch keine Einfädelspur hatte. Die Autoren gehen auf solche Szenen auch nicht weiter
ein, bis in die 70er Jahre gilt es als völlig normal, dass Frauen nicht richtig fahren können.

Aidans / Greg: Les panthères, "L' Homme qui refusait la vie", S.32, Brüssel, 1974 (1971)

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Tante Sidonie, die bei anderer Gelegenheit problemlos einen Hubschrauber fliegen [F-22] oder ein
dickes Motorrad fahren kann
[K-03] , kommt hier grundlos von der Straße ab, nur um dem Klischee
der „Frau am Steuer“ ihrer Zeit gerecht zu werden.

W. Vandersteen: Bob et Bobette (Suske en Viske), "Opération Pétropolis", S.12, Antwerpen, 1978

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Heldin Yoko ist eigentlich mit technischem Gerät gut vertraut. Doch in dieser Grenzsituation –
Verbrecher wollen sie vom Sustenpass (Schweiz) abdrängen –  benötigt sie den Ratschlag
ihres Partners jetzt nicht zu bremsen, sondern zu beschleunigen, um die Lenkfähigkeit ihres
Fiat X-19 wieder herzustellen.

R. Leloup: Yoko Tsuno, "Message pour l' éternité", S.11, Charleroi, 1975

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Babette, die Freundin des Helden, verliert bei Regen die Kontrolle über ihre „Ente“.

Dodier: Jérôme K. Jérôme Bloche: "L' Absent", S.42, Charleroi, 1993

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Noch schlimmer überschätzt Babette die Leistung ihres kleinen Citroën bei einem unverantwortlichen Überholversuch. Es bleibt beim Leser der Eindruck, dass sie ihr
Fahrzeug nicht wirklich beherrscht.

Dodier: Jérôme K. Jérôme Bloche: "Le Gabion", S.9, Charleroi, 1997

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            Kleine Schrammen beim Einparken werden von der 18-Jährigen charmant hinweggelächelt.

            Sidney / Bom: Julie, Claire, Cécile, "La poudre cachée", S.1/2, Brüssel, 1992

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Die kleine Sophie muss dringend das Auto benutzen. Dazu liest sie zuerst in ihren
„Spirou“-Comic-Heften nach, wie es richtig gemacht wird.

Jidéhem: Sophie, "L' Œuf de Karamazut", S.39, Charleroi, 1968 (1964)

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Beherzt greift die Tochter neben dem ohnmächtigen Vater ins Steuer.

G. Pichard: Titel für "La semaine de Suzette", Paris, 16.10.1958

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Nanouchs Fahrweise ist überaus dynamisch, aber sicher. Der Mann auf
der Rückbank hat nichts mehr zu sagen.

Renoy: Nanouche, "Le secret du fou à la fregatte", S.39, Brüssel, 1983

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Leutnant David Solomon von der New Yorker Polizei lässt sich ganz selbstverständlich stets
von seiner Mannschaftspartnerin Caporal Linda Tschaïkovski chauffieren. Nie fällt in dieser
Serie eine abfällige Bemerkung zum Thema „Frau am Steuer“.

Gazotti / Tome: Soda, "Fureur chez les saints", S.9, Charleroi, 1993

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            Auch Serienheld „XIII“ lässt selbst in brenzligen Situationen seine Partnerin Major Jones ans Steuer.

            W. Vance / J. Van Hamme: XIII, "Pour Maria", S.18, Paris, 1992

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Detektivin Franka hat nur noch eine Stunde, um ihren Fall zu lösen. Entsprechend wird der Porsche,
den sie sich gewaltsam von einem unbeteiligten aufgrund der Zeitnot „geliehen“ hat, voll getreten.

H. Kuijpers: Franka, "Gangsterfilm", S.23, Amsterdam, 1991

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Der Arbeitsplatz „Lenkrad“ ist in den 90er Jahren für Frauen auch im Comic zur Normalität geworden.

Laudec / Cauvin: Taxi Girl, "Vous aimez les bêtes?", Titel / Vorsatzpapier, Charleroi, 1996

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Na? – Was Na? Ich weiß nicht, was das beweisen soll. – Tut mir leid, aber ich bin nach wie vor der Meinung, das ein Motorrad nichts für Tussen ist! – Und sei so lieb, und geh nicht mit den Schuhen auf meinen Sattel...!“
Selbst in den 90ern wollen die jungen Machos von Frauen an der Lenkstange nichts wissen.

S. Deteindre: Joe Bar Team, Band 2, S.31, Paris, 1993