Konrad von Würzburg: Partonopier und Meliur - Zusammenfassung
Bräuer, Rolf: Dichtung des europäischen Mittelalters. Ein Führer durch die erzählende Literatur, S. 403f.
- Prolog
- Partonopiers Irrfahrt
- Liebesnacht und Anschauverbot
- Aufenthalt bei Meliur, Heimkehr, Beilegung des Konflikts mit den Feinden
- Versuche der Mutter, Partonopier zu verheiraten und zu verunsichern
- Bruch des Versprechens, Verstoßung durch Meliur
- Heimkehr, Wahnsinn, Irrfahrt, Heilung durch Irekel
- Turnier um Meliur, Partonopier nimmt teil und zeichnet sich aus, Versöhnung
- Friedliches Leben, Angriff des Turnierverlierers (Sultan), Kampf, Abbruch des Romans
Im Prolog erläutert der Dichter den Nutzen der Dichtkunst, um sich dann dem Lobpreis seines Auftraggebers Peter Schaler, der auch den Stoff aussuchte, zu widmen. Als Helfer werden die Bürger Heinrich Marschant, der die Vorlage ins Deutsche übersetzte, und Arnolt Fuchs als Kritiker erwähnt. Danach setzt die Handlung ohne genealogische Einleitung unmittelbar ein (V. 1-232).
Partonopier, Graf von Anjou und Blois, verirrt sich mit dreizehn Jahren während einer Eberjagd im Ardennenwald. Nachdem er voller Angst umhergeirrt ist, gerät er ans Meer, wo er ein gespenstisch-menschenleeres Schiff entdeckt, auf dem er erschöpft einschläft. Als er erwacht, findet er sich auf hoher See wieder, was ihn in neue Ängste versetzt. Danach gelangt er in eine ebenso menschenleere Stadt; in der Burg wird er von unsichtbarer Hand bewirtet und gepflegt (V. 233-1037).
In der nächtlichen Dunkelheit erscheint unvermutet ein Mensch an Partanopiers Bett und läßt ihn erneut tödlich erschrecken. Es handelt sich um Meliur, die Königin des Landes. In einem reizvollen Spiel zwischen knabenhafter Furcht und sinnlicher Neugier verbringt Partonopier die Nacht mit Meliur. Diese unterwirft sich seiner Minne und eröffnet ihm, daß sie selbst seine Irrfahrt bewirkte, da sie ihn zum ebenbürtigen Partner auserkoren habe. In drei und einem halben Jahr, wenn er zum Manne gereift sein wird, wolle sie ihn dem Hofe vorstellen. Bedingung sei es jedoch, daß er sie bis zum Hoftag nicht sehen dürfe, wenn sie nächtens zu ihm käme (V. 1074-2176).
So verbringt Partonopier die Tage bei der Jagd oder bei ritterlichen Spielen, die Nächte bei Meliur. Da erfährt er, daß sein Vater und sein Oheim verstorben sind und seine Mutter von Feinden bedrängt wird. Meliur erlaubt seine zeitweilige Rückkehr, ermahnt ihn aber zur Treue.
Nachdem er ein großes Heer geworben hat, tritt der Jüngling gegen König Sornagiur und dessen Verbündete, die Könige von Norwegen, Dänemark und Grönland, an. Die Auseinandersetzung endet friedlich. Von Bedeutung ist dabei die Mareis-Episode: Mareis, der vom Bauern zum Grafen avanciert war, durchbricht aus ehrgeizigen Motiven das Waffenstillstandsangebot seines Königs und wird als treuloser 'sozialer Aufsteiger' deshalb noch stärker verurteilt, was wohl den Intentionen von Konrads Auftraggeber entsprach (V. 2177-6597).
Partonopiers Mutter hat inzwischen von der seltsamen Liebesbindung ihres Sohnes erfahren und versucht, ihn mit Hilfe eines Liebestranks an eine andere Frau zu ketten, doch die List mißlingt (V. 6598-7196). Partonopier kehrt zu Meliur zurück; nach einem halben Jahr bittet er erneut um die Erlaubnis, seine Mutter besuchen zu dürfen.
Diesmal gelingt es der Mutter, ihren Sohn von der angeblich sündhaften Beziehung abzubringen: Voll heilloser Furcht, Meliur könne der Teufel selbst sein, durchbricht Partonopier ihr Gebot und beleuchtet eines Nachts die Geliebte mit einer Lampe. Meliur berichtet daraufhin trauernd ihr Schicksal: Sie sei als Tochter des Kaisers von Konstantinopel schon früh in allen Wissenschaften unterwiesen worden, um ihr Reich einst würdig regieren zu können. Partonopier habe jedoch vor dem ganzen Hof ihre Ehre verletzt, da nunmehr ihre Beziehung offenbar sei. Deshalb wird er vom Hof verstoßen (V. 7197-8594).
Er kehrt reumütig nach Blois zurück und vergräbt sich ein Jahr lang in seinen Gemächern, dann flieht er mit seinem Freund Fursin (Taufname: Anshelm). Nach längerem Einsiedlerleben wird er von Irekel, Meliurs Schwester, gefunden und in deren Land gesundgepflegt (V. 8595-11214).
Unerkannt reist Partonopier zum Heiratsturnier Meliurs, muß sich zuvor jedoch noch aus der Gewalt des Raubritters Hermann von Thenadon befreien und gewinnt den spanischen Grafen Gaudin zum Freund. Auf dem Turnier, an dem neben Königen des Orients der gesamte europäische Hochadel teilnimmt, erweist sich Partonopier als überlegener Kämpfer, so daß Meliur ihm verzeiht und ihn zum Gatten erwählt (V. 11215-17428).
Nach einiger Zeit des gemeinsamen Lebens trifft Partonopier seinen Freund Anshelm wieder, der von der Schmach berichtet, die er wegen des Verrats eines intriganten Ratgebers (wieder eines 'sozialen Aufsteigers'!) ertragen mußte. Doch da rückt der heidnische Sultan mit seinem Heer an, der glaubt, nach dem Turnier Siegeransprüche erheben zu können. So muß Partonopier erneut zum Kampf gegen die Heiden antreten. Nach der breiten Schilderung von Einzelkämpfen und Massenschlachten bricht der Roman ab (V. 17429-21784).