Bezugspersonen der jungen Frau
Im Gegensatz zu den männlichen Jugendlichen, wechselt die Bezugsperson der jungen Frau im Laufe ihrer Erziehung nicht. Sie bleibt eingebunden in den Haushalt ihrer Eltern, in dem neben der Mutter noch weitere in der Familie lebende weibliche Verwandte als Erzieherinnen denkbar sind. Für den Fall einer frühen Verlobung, die das Mädchen zwang, schon im Kindesalter in die Familie ihres zukünftigen Gatten überzuwechseln, übernahm der Haushalt der Schwiegermutter die entsprechende Aufgabe.
Zu der Erziehung durch die weibliche Verwandtschaft kam unter Umständen noch die religiöse Unterweisung durch einen Kleriker hinzu, der dann auch für die Lesekenntnisse zuständig war. Oft war dieser die einzige männliche Person, zu der ein junges Mädchen regelmäßigen Kontakt hatte (?). In den Erzählungen regt diese (ungestörte) Lehrer-Schülerin-Situation zu Spekulationen an.
(Bumke, Bd. 2, S. 472)